„In den dunkelsten Zeiten sind die Freundschaften immer am hellsten“

Jugendbuchautor Dirk Reinhardt berichtet von seinen riskanten Recherchen in Mexico und liest aus „Train Kids“

Am 12. Mai begrüßte das Gymnasium Bruckmühl den Autor und promovierten Historiker Dirk Reinhardt, der den Achtklässlern seinen bewegenden Jugendroman „Train Kids“ (ausgezeichnet u. a. mit dem Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur) vorstellte.

Als blinde Passagiere auf glühend heißen Güterzügen durch Wüsten, über eisige Hochgebirge, durch peitschende Gewitterstürme, bedroht von gewalttätigen Banditen, korrupten Polizisten, Hunger und Durst. Als eine der „gefährlichsten Reisen der Welt“ bezeichnet Amnesty International die verzweifelte Fahrt tausender Jugendlicher, die täglich versuchen, aus ihren Heimatländern (u. a. Honduras, Guatemala und El Salvador) über zweieinhalbtausend Kilometer durch Mexico in die USA zu gelangen. Häufig folgen sie ihren Eltern, die Jahre zuvor in das vermeintliche Traumland aufbrachen, um der bitteren Armut zu entkommen und ihre Familien aus der Ferne besser zu unterstützen. Ein Artikel im Magazin GEO hatte Reinhardt so berührt, dass er beschloss, in Form eines Romans auf die Situation der Menschen aufmerksam zu machen. Er erzählte eindrücklich, wie er sich an gefährliche Orte in Mexico gewagt habe und beobachtete, wie die Reisenden versuchten, an notdürftig geflickten Brücken auf langsam fahrende Züge aufzuspringen, was häufig nicht gelungen sei. Er freundete sich mit Jugendlichen an, die ihm in zahlreichen Gesprächen ihre Lebensgeschichten anvertrauten. Ihre Erlebnisse flocht er in die packende Erzählung seines Protagonisten Miguel aus

Guatemala, der gemeinsam mit seinen Weggefährten, dem erfahrenen Fernando, dem stillen Emilio, Jaz, die sich für einen Jungen ausgibt und dem kleinen Ángel, der seinen Geburtstag nicht kennt, ungeschönt reale Erfahrungen durchlebt. Ohne seine Freunde und ohne ihren Zusammenhalt wäre Miguel von Anfang an verloren.

Die Schülerinnen und Schüler lauschten Reinhardts Bericht und Lesung gebannt und wollten wissen, wie die Reisenden sich Wasser und Essen besorgen würden (sie füllen Plastikflaschen an öffentlichen Brunnen oder Gewässern und stehlen in der Not auch von Märkten oder Feldern), ob Reinhardt so gut Spanisch beherrsche (ja, der Dialekt der Kinder sei aber teils schwer zu verstehen gewesen und sie hätten oft aufgeregt und schnell gesprochen) und ob die Jugendlichen, die er kennengelernt habe, letztlich gut in den USA angekommen seien (das wisse er leider nicht, habe ihnen zwar seine Kontaktdaten überlassen, aber nichts mehr von ihnen gehört). Helfen könne man, indem man an Hilfsorganisationen spende, die Reisende mit warmen Mahlzeiten und gelegentlichen Unterkünften unterstützen. In den USA erwarte die Menschen dann selten das ersehnte Paradies, da sie ja als illegale Einwanderer Arbeit finden müssten und häufig weiter ausgebeutet würden. Auch im Roman klingt an, dass die unglaublich beschwerliche Reise keinen - ja dass eigentlich nichts, wohin man sich drehe und wende - einen Sinn ergibt: „Irgendwie ist alles, was hier abgeht, einfach nur komplett verrückt.“ Trotzdem bleiben die Reisenden hartnäckig auf ihrer großen Suche nach ein wenig Glück. „Und ich stelle mir vor“, sagt Fernando, „dass es irgendwann eine Menge Geschichten geben wird, und sie werden von mir handeln. Das ist eigentlich das Schönste, was man erreichen kann, oder?“

Text und Fotos: Ina-Maria Rückert-Eheberg